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Das Unterfangen stand heute zweimal gefährlich auf der Kante, im wahrsten Sinne. Aber der Reihe nach.
Nachdem gestern Abend noch eine weitere Gruppe die Lodge erreicht hatte und diese über den Abmarsch um 3:30 Uhr Ausblick nach Lungdenphilosophierte und diesen dann auch durch zogen, hatten wir uns auf die 7 Stunden verlassen, welcher unser Outdoor Guide veranschlagte. Somit stand der Abmarsch um 7 Uhr fest, 10 Minuten nach Sonnenaufgang.
Nachdem wir unsere Lunchpakete in Empfang genommen hatten ging’s los. Die ersten Schritte waren unangenehm, da alles noch kalt war war, aber kaum waren wir in der Sonne wars besser. Die ersten 300 Meter gingen steil nach oben und schon jetzt merkt man die dünner werdende Luft und den schweren Rucksack.
Nachdem ersten steilen Stück ging der Weg mit nur wenig Steigung weiter, aber dennoch nicht ohne und ich war froh als wir kurz Rast machen konnten. Zum Glück hatten wir noch die Lunchpackete bestelllt, bestehen aus Ei, Chapati und für mich noch ein Stück Käse für 400 und 700 NRP besorgt, denn bisher war der Weg schon echt kräftezehrend gewesen, diese dünne Luft unterschätzt man total. Über die zusätzlichen Kalorien waren wir in dem Augenblick echt froh.
Nach knapp 20 Wolken kommen näherMinuten Pause in der warmen Sonne ging’s weiter Berg auf, erst über ein Geröllfeld neben einem zugefrorenen See, dann weiter steiler werdend über Hügel und wieder Geröll bis zu einem weiteren zugefroren See in einer Talsohle, von wo aus nur scheinbare Steilwände zusehen waren, über die wir mussten. Noch war ich positiv eingestellt, wenn auch von hier aus kein wirklicher Pfad über diese Berge zusehen waren. Inzwischen frischte der Wind auch wieder empfindlich auf und mit ihm trieben auch wieder mehr Wolken aus dem Tal hoch.
Nach einer ganz kurzen Rast ging es weiter Richtung Steilwände, nur noch über Treppen. Treppen mit unterschiedlichen Tritthöhen, mit 15 Kilo Gepäck am Rücken und Luft die kaum noch Sauerstoff zu beinhalten zu schien. Eine Stunde Auf dem Passund keine 150 Höhenmeter sind wir dem Renjo La Pass nicht wirklich näher gekommen, nur die Wolken schafften das mit einer Leichtigkeit. Inzwischen macht man nach drei Stufen eine Pause für 3 Atemzüge und noch immer gute 200 Meter zum nun sichtbaren Renjo La Pass. Inzwischen sah ich dieses Ziel in unerreichbare Weite gerückt, da mir langsam aber sicher die Kraft ausging. Ich suchte nach Plan B. Ich wäre wirklich soweit gegangen ein Teil meines Gepäcks, iPad, Batterie, Solarzelle, Schuhe und anderes schweres Zeug im Hang zu deponieren um es am nächsten Tag wieder zu holen. Andreas war davon nicht begeistert.
Als weiteren Glücksfall stellte sich nun die Investition in die Wuchersnickers für 100 NRP in Namche Bazar und 250 NRP in Thame heraus. Denn ich konnte nicht mehr, ich wusste nicht wie ich das schaffen sollte, der Pass immer noch so weit, dafür die Wolken so nah. Nach einer weiteren Pause von 15 Minuten, Wasser und den hilfreichen Kalorien des gefroren Snickers, ging’s mir wieder etwas besser und füllte mich so gestärkt den Gipfel zu bezwingen.
Nach 20 Minuten konnte ich wild nach Luft schnappend und ziemlich erschöpft um 13:45 den Pass erreichen, wo nun auch Schneefall einsetzte. Das war aber für den Augenblick zweitrangig, denn das Glücksgefühl über das Erreichen des Ziels war überwältigend. Aber jedes Glücksgefühl währt nicht ewig, denn der Schneefall und der eisige Wind holte uns wieder Gebetsfahnen am Renjo La Passzurück in die Realität. Noch ein paar Fotos gemacht und den Beweis, in Form einer Metalplakette, auf dem Pass hinterlegt, ging es auf der anderen Seite weiter Richtung Goyko. Um 14 Uhr, eigentlich der Zeit wo wir eigentlich im Goyko hätten ankommen sollen, verließen wir den Pass.
Der zweite Teil, nicht leichter aber mit in Sichtweite zum eigentlichen Ziel, haben wir uns auf den Weg runter gemacht. Der Schnee ist zwar nicht liegen geblieben, verwandelte aber den steinig und felsigen Untergrund in eine teils üble Rutschpartie, der mit den müden Füßen nicht mehr leicht zu bewältigen war. Da blieben einige Stolperer und Rutscher nicht aus.
Nach 30 Minuten hatten wir den steilsten Bereich verlassen, der Schneefall hörte auf, die Sonne kam wieder raus und wir stolperten müde durch ein weiteres Geröllfeld. Andreas sondierte mittlerweile den Bereich vorne, da ein Weg nicht mehr zu sehen war und ich stolperte hinterher. Irgendwann meinte er, das es nicht mehr weiter ginge, nur noch ein schmaler Grad, aber der sei ziemlich verreist. Spuren von anderen waren aber zu sehen.Abstieg ins Geröllfeld
Wir entschlossen uns aber trotz Erschöpfung das Geröllfeld wieder hoch zu laufen und versuchten etwas oberhalb zu queren. Dort fanden wir auch einen weiteren Weg welcher zwar eisfrei war, aber über eine Moräne steil nach unten ging. Der Abstieg über den losen Schutt und Geröll brachte mich ein weiteres Mal an die Grenzen. Andreas rutschte etwas unglücklich ab, fing sich aber wieder. Auf der Hälfte hatten wir einen schönen Blick auf den Eisfall, an dessen Kante Andreas eben stand. Unter dieser Kante breitete sich ein Eisfall aus, aus dem wir ohne Steigeisen vermutlich nicht mehr rausgekommen wären.
Am Ende der Moräne angekommen, erholte ich mich erstmal luftringend und mit wackligen Füßen von dieser weiteren Strapaze. Als wir weiter laufen wollten, verdunkelte sich ein weiteres Mal der Himmel und wir waren wieder von Wolken umhüllt. Noch eineinhalb Stunden bis Gokyo und die Sicht wurde mit jeder Minute schlechter. Anfangs konnten wir uns noch am Uferrand des Gletschersees orientieren, aber irgendwann war die Sicht so schlecht das wir nichts mehr erkennen konnten. Nach einer Stunde ging mir abermals die Kraft aus und wir mussten wieder Rast machen. Andreas hatte langsam die Sorge, das wir an Goyko vorbeilaufen könnten. Ich brachte Geröllfeld, Eisfall, Weg nach Gokyoein Biwakieren als Plan C zur Sprache, aber davon wollte Andreas auch nichts hören. Ein weiteres zu Stein gefrorenes Snickers brachte mich halbwegs wieder auf die Beine.
Nach weiteren 40 Minuten machte der Weg eine Kurve und ganz kurz konnten wir schwarze Vierecke sehen, welche wohl zu einem Gebäude gehören mussten. Und nach weiteren 10 Minuten hatten wir es geschafft. Wir waren in Goyko angekommen. Leider ging es zur Namaste Lodge über eine leichte Erhöhung hoch, welche ich nicht mehr in der Lage war zu bezwingen. Andreas musste sein Gepäck abstellen und zurücklaufen um mir mein Gepäck abzunehmen. In der Lodge gab es zum Glück noch freie Zimmer und der Sohn des Besitzers schleppte unser Gepäck in die Zimmer im Obergeschoss, während wir kraftlos und ausgefroren im gut geheizten Gastraum Platz nahmen um uns bei einem heißen Tee wieder aufzuwärmen.