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Und weiter geht's.
So also nachdem nun die Bauchtanz Nummer vorbei war, trieb das Personal die Gäste zu den Autos, nachdem wir aber das "desert overnight package" gebucht hatten, sind wir halt sitzen geblieben. Dies blieb auch nicht sehr lange unentdeckt und unser Chauffeur erklärte hektisch, dass wir jetzt ins Auto einsteigen sollen, den er möge losfahren. Halloo? Hatten wir nicht vor guten zwei Stunden geklärt, dass wir über Nacht bleiben wollen? Genau das erklärten wir ihm nochmal. Genervt holte er den Campchef, der uns erklärte, dass er nichts von einer Übernachtung wusste. Voucher wendelnd erklärte Andreas was wir gebucht hatten.
Der Campchef trommelte sein Personal zusammen und es wurde wohl ein Aufpasser für uns bestimmt, wenn man so die missmutigen Blicke in unsere Richtung richtig deuteten. Nach 15 Minuten kam der Chef wieder mit Raschid zurück, der auf uns aufpassen sollte, denn wie wir weiter erfahren haben, war das eben nicht geplant und Raschid verbleibt wegen uns im Camp und baut unserer Nachtlager auf. Ein wenig beleidigt gab Raschid höflich die Hand und stellte sich vor. Jetzt musste der arme wegen uns Überstunden machen. Uns wurde weiterhin gesagt, dass aber erst das Camp aufgeräumt werden muss und Raschid danach das Zelt aufbauen wird. Zu diesem Zeitpunkt war es 19:30.
Raschid erklärte in schnellem indischen Dialekt, den weiteren Ablauf des Abends, den do's and don't do's in der Nacht im Lager. Ich habe aber fast nichts verstanden, nur die Worte "no water" so glaubte ich. Also hab ich für die Nacht noch schnell Wasser von der Softbar geholt.
Das Camp wurde nun Nacht fertig gemacht, und die Mitarbeiter schoben uns von einer Ecke in die Nächste, weil wir überall irgendwie im Weg waren. Irgendwann schnappten wir uns zwei Kissen und setzten uns auf die angenehm warme Bühne. Die Sonne hatte tagsüber das Betonfundament angenehm aufgeheizt. Die Luft mit 28 Grad Celsius war zwar nicht kalt, aber die Wärme von unten war schön. Innerlich beschloss ich, hier unter freiem Himmel zu schlafen. Wir beobachteten wie die Campkatze auf den Tellern nach essen suchte und hier und da auf den Polstern ihr Revier markierte. Nach geschlagenen drei Stunden war Raschid und Kollegen fertig mit aufräumen, in Deutschland hätte das maximal ne halbe Stunde mit einem viertel der Mitarbeiter gebraucht.
Sogleich machte sich Raschid dran unser Beduinenzelt aufzubauen. Das Beduinenzelt war ein Zweimann Iglu was in zwei Handgriffen aufgebaut war. Raschid besorgte nochBeduinenzelt Getränke für die Nacht (ich hoffe in Indien ist das Englisch besser), zog von irgendwo noch zwei Matratzen her, der Anblick dieser Matratzen lies mich schaudern und bestärkte mich in meinem Vorhaben auf der warmen Bühne zu schlafen deutlich.
Raschid präsentierte uns stolz das Nachtlager und war leider etwas gekränkt als wir, im speziellen ich, seine Freunde über das Nachtlager nicht so teilen konnten oder mochten. Also steckte ich meinen Kopf ins Zelt und gaukelte Interesse vor. Im Zelt war nicht arg aber dennoch der Geruch von Katze zu riechen und Andreas erklärte Raschid das wir auf der Bühne schlafen werden. Sofort wurden Gegenargumente wie, es wird nachts zu feucht, Ungeziefer etc pp, vorgebracht. Das reichte um Andreas einzuschüchtern, ich weigerte mich strikt und blieb aus Protest vor dem Zelt sitzen.
Mein Entschluss stand fest, ich wollte warten bis das Licht im Camp ausging um dann unbemerkt umzuziehen. Noch war das Camp aber hell erleuchtet, irgendwann hat Raschid dann auf der einen Seite des Camps, da wo unser Zelt stand, das Licht gelöscht. Aber es war eigentlich noch immer taghell. Nachdem es nun schon nach zwölf war, ich keine weitere Lust mehr hatte den landenden Flugzeugen zuzusehen und Andreas began den Regenwald zu roden, hab ich mir eine Decke und ein Kissen geschnappt und hatte mich auf die Bühne gelegt wo auch schon eine weitere Matratze lag. Hmm soviel mal zu, es würde feucht werden.
Plötzlich gingen die restlichen Flutlichter aus und es wurde fast dunkel. Vereinzelt brannten noch ein paar Lichterketten und in der Ferne war der Campgenerator und die landenden Flugzeuge zu hören. Nach und nach fanden sich drei weitere Mitarbeiter mit Matratzen ein, die wohl in eine Sympathieübernachtung getreten sind um den armen Raschid moralisch zu unterstützen. Als sie alle dann lagen, musste ich Niesen und drei Köpfe fuhren nach oben. Einer fragte, ob ich hier schlafen wolle und ich meinte, dass ich den freien Himmel dem Zelt vorziehe. Einer fragte nach meiner fehlenden Matratze, ich meinte, das sei kein Problem. Dann sagte er,"ok no problem" und ehe ich die Situation Begriff standen alle auf und verschwanden mit den Matratzen höflich in der Dunkelheit.
Hmm jetzt verstand ich, Raschid wollte nicht das wir auf der Bühne schliefen, weil dort die Anderen nächtigen wollten, daher der Vorwand der Feuchtigkeit. Warum auch immer, Platz auf der Platte wäre reichlich gewesen. Irgendwann hörte das tuckern des Generators auf und es wurde endlich dunkel. Raschid kam angeschlappt und legte sich auf die Matratze auf der Bühne und schlief ein, der hatte mich wohl nicht bemerkt.
Ich lag nun da und beobachte die im minutentakt landenden Flugzeuge, also nix von totaler Ruhe wie beworben, denn auch ohne Flugzeuge war immer noch irgendwo ein zirpen und rascheln und gurren zuhören. Aber das war jetzt auch egal, denn ich war fasziniert von der unendlichen weite. Ich glaube, das war das erste Mal in meinem Leben, das ich ohne Unterlage auf dem Boden unter freiem Himmel geschlafen habe oder generell mal ohne Zelt unter freiem Himmel. Durch den ganzen Staub in der Atmosphäre war der Nachthimmel nicht ganz so detailreich wie in den Schweizer Bergen aber das war egal. Ich genoss den warmen Boden, den leichten Wind, der warm über mich hinweg strich und sah zu, wie der sichelförmige Mond über dem Camp unterging. Das Camp sah jetzt wie ein Scherenschnitt aus, mit Palmen und orientalischen Gebäuden. Hier und jetzt war ich endlich in der versprochenen 1001 Nacht angekommen.
Leider habe ich mein USB-Kartenleser Zuhause vergessen, so kann ich im Moment die Bilder von meiner Spiegelreflex nicht in den Post einfügen. Ich versuche das aber noch zu ändern.
Auf meinen internen Wecker war Verlass und so wurde ich vor dem Sonnenaufgang wach und konnte somit zuschauen, wie die Sonne sich unspektakulär Sonnenaufgang in der Wüstedurch die immer noch staubige Luft über den Horizont kämpfte. Im übrigen möchte ich an der Stelle erwähnt haben, das nichts Feucht war. Mit Sonnenaufgang war's dann auch wieder vorbei mit dem Traum von 1001 Nacht, mit viel Licht zeigte sich dann auch wieder wie schmutzig das im um um das Camp rum war und auch ist.
Solangsam wurden auch alle anderen im Camp wach, wo uns aber keiner eines Blickes gewürdigt hatte, na auch nicht weiter verwunderlich, nachdem wir mit unseren extra Würsten der Übernachtung alles durcheinander gebracht haben und dann noch die Mitarbeiter nicht schlafen konnten wo sie wollten.
Das Frühstück war sehr einfach, und wurde in einem echten Beduinenzelt gereicht, es bestand aus einer Packung Toastbrot, fünf hartgekochten Eier, Ananasmarmelade (bissl süss aber seeeehr lecker), heissem Wasser, Butter, künstlichem O-Saft, Dosenmilch, Tee und Instant Kaffee. Aber dennoch war's okay und ausreichend.
Kurz nachdem wir angefangen hatten zu frühstücken, kam ein Jeep ins Camp gefahren und ein anderer Fahrer als gestern begrüsste uns sehr freundlich und meinte das wir in 10 Minuten abfahren und fuhr auf die andere Seite vom Camp zu den anderen. Aus den 10 Minuten wurden dann 40 Minuten und irgendwann kam der Fahrer wieder zurück gefahren. Wir waren eigentlich noch beim Essen und der Fahrer parkte das Auto im Abstand von 3 Metern neben uns und lies frech den Motor laufen. Unbeeindruckt haben wir in Ruhe weiter gegessen. Als dann der Fahrer angefangen hat mit dem Gas zu spielen, wäre ich ja erst recht sitzen geblieben, aber Andy drängte zum Aufbruch. Der Gedanke an meine erste heisse Dusche nach zwei Tagen liess mich meine Protesthaltung schnell aufgeben und wir fuhren zurück nach Dubai.