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Es wurde uns versprochen, das wir um 16 Uhr am Hotel abgeholt werden sollten und so sind wir, um die Zeit totzuschlagen, die letzten zweieinhalb Stunden im 43 Grad heissen Dehli rumgelaufen, was aber eigentlich wegen der trockenen Luft, überraschender Weise ganz erträglich war. Recht überhitzt sind wir kurz vor vier Uhr wieder im Hotel eingelaufen und warteten, in Sichtweite dessen Mannes der uns das Versprechen gegeben hatte abgeholt zu werden, auf den Fahrer. Nach 45 Minuten haben wir den Typen mit Blicken gelöchert, darauf hin hat er sich wohl erinnert und das telefonieren angefangen. Um 17 Uhr stand dann irgendjemand mit Privatpkw da, der uns zum Bus bringen sollte. Da nun schon Rushhour auf den Strassen von Dehli war und ausser wildem gehupe nix mehr ging, wurde der Fahrer nervös und fing auch das Telefonieren an.
Rushhour in Dehli ist lustig. Auf einer dreispurigen Strasse, fahren bzw. stehen die Autos, Rickschas, Fahrradrickschas, Mopeds, Räder, Handkarren, Ochsenkarren, Busse und LKWs auf vier oder fünf Spuren. Es geht dabei nix mehr vor und nix mehr zurück, aber alles hupt sich nen Wolf. Nach weiteren 30 Minuten standen wir und weitere 90 Leute aber dann doch vor einem Bus, wo mindestens 7 Verantwortliche das volle Chaos verbreitet haben, weil keiner ne Ahnung hatte was zu tun ist. Unser Fahrer hatte uns zwischenzeitlich darüber informiert, das dieser Bus auf dem Weg nach Manali ist, uns aber zu einem anderen Bus bringt, der wiederum weiter nach Dharamsala fahren soll.
Wir wussten das nun, aber sechs von den sieben "Verantwortlichen" wussten dies nicht, und so mussten wir fast 15 Mal unser Ticket zeigen, wobei uns einer der verantwortlichen wieder wegschicken wollte, weils ja der falsche Bus ist. Erst auf englisch versucht zu erklären, dann auf bayrisch angepflaumt und schon waren wir bei einem Anderen, der zumindest wusste, das wir umsteigen müssen.
Als Werkstatt in Dehlider Bus dann voll war und immer noch 20 draussen waren, machte ich einen Scherz, dass jetzt Saugnäpfe ausgeteilt werden und sich der Rest aussen am Bus festhalten müsse. Zwei Mädels outeten sich dabei als Deutsche, weil sie lachen mussten.
Neben dem ganzen Gewusel von Passagieren mit und ohne Gepäck, Verantwortliche die wild schnatternd und gestikulierend die Leute zum Einsteigen zwangen,Halbvoller indischer Bus war eine Kfz Werkstatt am Bürgersteig angesiedelt und ein Mechaniker war gerade dabei den Motor der Rickscha zu zerlegen.
Nach weiteren 20 Minuten waren dann 90 Personen in einem Bus mit eigentlich 57 Plätzen. Mit schleifenden Radkästen ging die Fahrt dann los.
Zwischen drin haben wir mehrmals angehalten und immer wieder Leute abgesetzt, und einer der sieben Verantwortlichen, derjenige der uns wegschicken wollte, war wohl der wichtigste überhaupt an Board und auch derjenige der von gar nichts einen Plan hat, hätte sich fast von einem genervten Israeli eine Watschn eingefangen, weil er die Leute wie Vieh aus dem Bus getrieben hatte.
Von den deutschen Mädels und einem Russen haben wir dann erfahren, das wir 1000 Rupee zuviel für unsere Tickets bezahlt haben. Irgendwie wird man hier immer und überall ausgeschmiert. Als wir dann endlich bei unserem Bus angekommen sind und unser wichtigster Verantwortliche fürs einladen von zwei Rucksäcken 20 Rupie abknüpfen wollte, sagte ich ihm, das wir das nicht bezahlen werden, da wir eh schon zuviel für die Tickets bezahlt hatten. Das interessierte ihn nicht, stattdessen wollte er die Rucksäcke wieder ausladen und ich blieb hart.
Ich schnauzte ihn auf bayrisch an, dass wenn die Rucksäcke nicht da blieben wo sie jetzt sind, ich ihm in seinen dürren indischen Hintern treten würde und drehte mich um und stieg in den Bus. Kurzzeitige Stille unterbrach das emsige Treiben. Andreas hätte das wohl lieber sozialverträglicher lösen wollen, aber ich war sauer und musste Dampf ablassen. Wenig später ging dann im Bus das Chaos weiter, weil noch vier Personen mehr an Board wollten und die vier freien Plätze gefunden werden mussten. Das dauerte nochmals 10 Minuten. Danach stimmte wohl seine Kasse nicht, jedenfalls musste fast jeder sein Ticket vorzeigen, nur zu mir hatte er sich nicht mehr getraut. Nach weiteren 10 Minuten und drei weiteren Leute, die was zu sagen hatten, sich eingemischt haben stimmte dann wohl alles und wir fuhren raus aus Dehli, Indische Autobahnraststättevorbei an Slums und als der Smog drastisch dichter wurde, durch das Recyclinggebiet, wo Plastik durch verbrennen vom Metall getrennt wurde.
Die weitere Fahrt verlief dann ohne weitere Bremshügel und Zwischenfälle. Bei einem Rastplatz konnten wir die Füße vertreten und noch Wasser und essbares erwerben. Das letzte Teilstück von Dharamsala nach McLeod Ganj war dann doch nochmals eine Herausforderung an unser Sitzfleisch, sehr kurvige, holperige, schmale Strasse von 10 km Länge und knapp 1000 Metern Höhenunterschied. Der Stadtteil McLeod Ganj liegt auf 1758 Metern Höhe. Morgens um 05:30 nahte dann die Erlösung und der Bus hat uns an der Busstation entlassen. Nachdem wir aber nicht wussten wo das Hotel genau ist, brachte uns ein Taxi die 400 Meter (arrgh) zum Hotel.