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In Shimla angekommen, wurden wir mal wieder aus dem Bus getrieben. Da das Platzangebot in Shimla beschränkt ist, gibt's auch keinen Busbahnhof, sondern der Bus hält an einer breiteren Stelle der Hauptstrasse. Sofort waren unzählige Taxifahrer und Träger zur Stelle, welche sich des Gepäcks annehmen wollten. Wiedereinmal mehr musste man 25 Leuten ein "no thank you" an den Kopf werfen, manchen auch mehrmals, die es gar nicht Begriffen haben.
Ausblick auf ShimlaUnser Hotel lag im Goverment Viertel von Shimla, dem Teil der von der englischen Architektur stark geprägt war. 2 Kilometer zu Fuss zum Hotel, da das komplette Goverment Viertel autofrei ist. Wie angenehm, kein Gehupe und starker Verkehr, nur jede Menge indische Touristen, welche durch die Fussgängerzone schlenderten. Als wir dort angekommen sind, wo das Hotel eigentlich sein sollte, fanden wir unser Hotel jedoch nicht. Erst nach vielen rumgefrage und letztendlich mit Hilfe eines Trägers, fanden wir das Hotel, welches wohl so gut läuft, dass es keine Beschilderung braucht. Über verwinkelte Treppen, welche von der Fussgängerzone abzweigten, haben wir das Hotel dann erreicht. Das Zimmer war wieder unterste Kategorie und somit durfte man wieder nix erwarten. Andreas war aber komischer weise auf zweihundert als er das Zimmer sah. Das verstand ich nicht so ganz, da wir die unterste Kategorie gebucht hatten, war doch mit der miesen Absteige zu Rechnen.
Ich wollte mich frisch machen und wollte die zusammengelegten Handtücher mit ins Badezimmer nehmen, aber jene die man uns aufs Bett gelegt hatte, waren schon benutzt und daher nass. Andreas ging an die Rezeption und bestellte neue. Diese kamen prompt. Mit dem Duschen fertig, wollte ich mich abtrockenen und nahm ein Handtuch und faltete auseinander, und was musste ich sehen, die Exkremente des Vorbenutzer. Das nächste Handtuch war bis auf ein paar Flecken sauber.
Nachdem frisch machen sind wir durch Shimla gelaufen. Ein wirklich beschaulicher Ort mit viel Ruhe und einem angenehm gemässigten Klima, kein Wunder das damals die englische Regierung dort ihren Sommersitz hatte, um den heissen Städten zu entkommen. Der englische Einfluss ist in jedem Haus zu sehen, leider verfällt das alles nach und nach und so sehen die Gebäude nur noch aus der Entfernung schön aus.
Unser nächster Weg führte uns in ein Reisebüro, wo wir die Tickets für die Kalka Shimla Bahn kaufen wollte. Der Angestellte hatte entweder keinen Lust oder keine Ahnung, aber nach fünf Klicks am PC, gabs keine Tickets zum Buchen. Nur noch die Public trains morgens und abends, wären zu nutzen gewesen, da hier nichts reserviert werden konnte, also wieder Ölsardinen spielen. Da wir uns den Bahnhof eh noch anschauen wollten um zu wissen wo man dann hin müsste, sind wir dann mal hingelaufen. Als der Bahnhof in Sichtweite war, wäre ich nicht mehr ganz hingelaufen, aber Andy bestand drauf, na sind wir halt ganz hingelaufen.
Dort angekommen führte unser Weg am booking Office der northern railway vorbei, welche die Kalka Shimla Bahn betrieb. Jetzt bestand ich drauf das wir nach Tickets fragten, und siehe da, alles kein Problem. Wir mussten nur ein Reservierungsformular ausfüllen und schon waren wir auf einer formalen Warteliste. Wir mussten nur am nächsten Tag nochmal vorbei kommen um die Sitzplätze bestädigen zu lassen. Wir konnten sogar noch für die Weiterfahrt von Kalka nach Delhi die Tickets reservieren, zusammen für bisschen mehr als 1600 Rupie. So einfach war das.
Ich wäre ja am liebsten zurück zum Reisebüro um der Torfnase die Tickets zu zeigen, aber das hätte wohl eh nichts gebracht. Wir hatten in einem kleinen Restaurant mit Dachterrasse ein Abendessen eingenommen, dieses mal war Andreas derjenige der ziemlich sauer über den Ablauf dort war.
Das Restaurant hatte eine Speisekarte über 6 Seiten, aber jedes Gericht was wir bestellen wollten, gabs nicht. Der Kellner meinte es gäbe nur indisch und das chinesische auf der letzten Seite. Also wählte Andreas ein Gericht von der letzten Seite aus der linken Spalte, das gabs aber auch nicht, nur noch die Gerichte der rechte Seite.... Ansich war das Essen aber lecker.
Die Nacht war für mich Leberwurstbrot frei, dafür jagte ich mit Rajesh und Mopsieiner Gabel bewaffnet einem Speckknödel hinterher. Am nächsten Morgen waren wir dann erstmal auf der Suche nach einem Frühstück und fanden ein netten Laden. Drin angekommen wurden wir dann erstmal von Rajesh angesprochen. Mai wie immer, die ersten Fragen hier sind immer gleich, "where are we from?", "first Time in India?", "do you like it?" und manchmal noch "what was the most beautiful place in india?". Dann ist ein Gespräch etabliert. So war es hier auch und wenig später sassen wir an einem Tisch und Rajesh erzählte von Shimla, was er so arbeitet und was wir uns unbedingt noch so anschauen sollten. Und die Zeit verflog, Rajesh kam gewaltig zu spät ins Büro und wir hatten auch nicht mehr soviel Zeit um in Shimla alles zu sehen.
Der nächste Tag war dann wieder Aufbruch und wir machten uns auf den zwei Kilometer langen Weg zur Bahnstation, haben unsere Plätze bestätigen lassen und bis 10:30 auf die Abfahrt des toy trains Richtung Kalka gewartet. Kalka Shimla RailwayFür die 97 Kilometer wird die Bahn circa 5 Stunden brauchen, also genug Zeit um die Natur zu geniessen. Nicht ganz so langsam wie die Kangra Valley Bahn brauste der Zug los und wand sich entlang des Berges über unzählige Kurven und Tunnels vorbei an wunderschön bewaldetet Schluchten und Täler. An der Bahntrasse immer wieder Kinder die fröhlich winkten oder dem Zug, wenn er grad langsamer fuhr, lachend und brüllend folgten.
Nachdem wir drei Stunden unterwegs waren fuhren wir in einen Tunnel und auf der anderen Seite wieder raus in ein Tal, welches total vernebelt war. Erst konnten wir nicht genau bestimmen, warum es in diesem Tal so neblig war, nach ein paar Kurven aber sahen wir ein Waldbrand auf der anderen Talseite brannte. Aus der Entfernung konnte ich allerdings nicht ausmachen, ob die Gleise da vorbeiführten, 20 Minuten und etlichen Kurven später wussten wir, das wir genau durchfahren mussten und so kam der Zug zügig zum Stehen.
Der trockene Boden im Wald hatte sich entzündet und Gras und Gestrüpp standen in Flammen und frassen sich schnell weiter und hatte auch die Gleise erreicht. In Windeseile war die stehende Lok den Flammen doch sehr nahe gekommen, auch oberhalb von uns loderten jetzt die ersten Flammen auf und im nu waren wir umzingelt von lodernten Flammen die knisternd den Holzwaggons schnell zu Laibe rückten. Einige Gäste sind ausgestiegen um das genauer zu betrachten, als es plötzlich das Zugpersonal ganz eilig hatte den Zug zurücksetzen zu lassen.
Feuerhölle Die Lok hupte und ohne das Ende des Hupen abzuwarten setze der Zug ruckartig zurück und fuhr 150 Meter Berg aufwärts um den Flammen, welche die Lok nun schon erreicht hatten, zu entkommen. Einige Passagiere waren vorne mit Ästen dabei die Flammen auszuschlagen als seitlich die Flammen langsam die Böschung runter zum Zug wanderten. Vorne Peitschen immer mehr Leute auf die stark auflodernten Flammen ein um zumindest eine Durchfahrt zu ermöglichen. Im Zug war die Hitze der Flammen deutlich zu spüren, erzählte mir Andreas später, da ich den Zug verlassen hatte um vorne mit die Flammen zu Peitschen und das ganze natürlich dokumentarisch festzuhalten, sollten wir das nicht überleben.
Vorne peitschten immer mehr panisch in die Flammen, die Hitze vorne war kaum noch auszuhalten. Auch die Flammen seitlich frassen sich immer weiter zu den Waggons hin. Die Situation begann nun wirklich unübersichtlich und gefährlich zu werden, als der Lokführer ohne zu Hupen seinen Zug unter Vollgas weiter zurücksetzte um die Waggons zu schützen. Als die Flammen vorne soweit unter Kontrolle waren und den Flammen seitlich auch die Nahrung aus ging, fuhr der Zug wieder langsam nach vorne, lies alle aufsteigen und hat die Feuerhölle hinter sich gelassen.
Ohne weitere Vorkommnisse haben wir Kalka erreicht und von dort sind wir auf den Zug nach Delhi gestiegen.