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Die Nacht Vitalparameter David - Ruhepulswar kurz als das iPhone die Weckmelodie spielte und genauso Träge wie das Display des eiskalten Handys reagierte schälten wir uns auch aus den Schlafsäcken. Der Höhe geschuldet war die Nacht wenig erholsam und tiefer Schlaf wollte sich nicht einstellen. Das Herz pochte um einiges schneller als gewöhnlich um das niedrige Sauerstoffniveau auszugleichen und alle Nase lang torgelte irgendeiner Richtung Toilette.
Als wir um kurz vor drei Uhr in der Dinning Hall aufschlugen, waren alle anderen Gruppen schon längst mit Frühstück fertig. Soviel mal dazu, die Gruppen würden gegen 3:30 frühstücken. Mein scharfer Blick in Richtung Guide blieb nicht unbemerkt und die Antwort war prompt. Man hätte heute Nacht umdisponiert. Ja klar, danach alle geweckt und Ihnen die neue Frühstückszeit mitgeteilt. Wir sind ja doof. Auf Grund der Uhrzeit sagte ich aber nichts weiter.... lights on trackSomit hatten die Guides ihren Willen bekommen und wir waren die Letzten welche loslaufen konnten. Nach dem Porridge, Tibetan Bread und Zucker mit Tee waren wir startklar. Draußen vor der Dinning Hall erschrak ich kurz, im Schein standen zwei Objekte, welche vorher nicht da waren und bei näherer Betrachtung stellten sich diese als Yaks raus, als einer den Kopf drehte. Was für Schlachtschiffe, so groß und wuchtig hatte ich die noch nie gesehen. Als wir um die Ecke des camps liefen, war wie zu vermuten auf einer Länge von 500 Meter eine Stirnlampe nach der anderen, welche sich im Schneckentempo nach oben quälte. Andreas und ich drehten uns prompt um und gingen zurück in die Dinning Hall. Im Gegensatz zu Andreas war ich bei -15 grad nur mit einer Fliesjacke bekleidet, da ich die Daunenjacke auf der Grund der Anstrengungen und des Schwitzens nicht anziehen wollte. Das Annapurna SunriseSchneckentempo hätte mich nur ausgekühlt.
Den maulenden Guide hatten wir mal geschmeidig ignoriert und 20 Minuten den Engpass abgewartet. Als das Maulen in einen leichten Befehlston umschlug machten wir uns auf den Weg. Jener Stau von eben hatte sich entspannt und nur noch wenige Lämpchen waren am Weg zu erkennen. Die ersten 45 Minuten hatten eine fetzige Höhendifferenz von knappen 400 Meter in sich. Die Uhrzeit und die Höhe merkte auch Andreas dem es die ersten 20 Minute gar nicht gut ging und der Track im ganz böse zusetzte. Bei Höhenmeter 200 drehten die ersten Zwei aus der großen Gruppe wegen akuter Höhenkrankheit um. Bis zum HighCamp lief aber bei uns alles gut, das Gipfelbildund auch Andreas hatte sich nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder gefangen.
Am HighCamp angekommen war das Gewusel von Menschen mit Stirnlampen groß und die aufrückenden Menschen vom Base Camp mischten sich mit denen die vom HighCamp aufbrechen wollten. Dank der -15 Grad, waren die Wasserschläuche unserer Wasserbeutel schnell eingefroren und somit wollte ich im HighCamp zwei Wasserflaschen kaufen, aber auf Grund des Preises von 2,50€ pro Liter kaufte ich dann doch nur eine.
Während der Transaktion des Wasser, schnappte man immer wieder die Worte closed und track auf, etwas irritiert fragte ich unseren Guide, der aber zum Aufbruch drängte um vor den Gruppen weiterlaufen zu können. Gangapurna Sunrise Dann war es doch wieder der Guide der anderen Gruppe, welche die Situation aufklärte. Der orkanartige Wind von gestern Abend hatte soviel Schnee verlagert, dass der gesamte Weg zum Thorong La nicht mehr zu erkennen war und somit unpassierbar wurde. Man wolle aber die Morgendämmerung abwarten um sich einen Weg bahnen zu können.
Auch nach einsetzen der Dämmerung änderte sich die Situation nur dahingehend, dass man entschied auf Grund der riesigen Schneemassen zurück zu laufen. Unabhängig von Andreas welcher gleiche Frage stellte, wollte ich den zusätzlichen Jokertag welchen wir für Wetter oder andere Gebrechen bestellt hatten, hier auf das HighCamp legen. Dies war aber nicht möglich, da der Pass für die nächsten 3-5 Tage gesperrt sei. Auf Gangapurna im ersten Sonnenlicht Andreas' Frage wurde mit Sicherheitsgründen argumentiert. Und um erst gar keine weiteren Diskussionen aufkommen zu lassen, sollten wir sofort wieder nach Manang(!!) absteigen. Da aber gerade Sonnenaufgang war, habe ich erstmal meinen Rucksack abgestellt und in Ruhe Bilder gemacht, was sich allerdings als sehr viel schwieriger darstellte, da bei mittlerer Weile -25 Grad Celsius der Akku meiner Spiegelreflexkamera schlapp machte und das Träge gewordene Display meines iPhones fast nicht mehr das aktuelle Bild anzeigen konnte. Eiszapfen Somit musste ich mit zwei Akkus arbeiten, einer in der Hosentasche und der Andere in der Kamera. Nach jedem Bild musste ich die wieder tauschen.
Mit meinem Rucksack in der Hand kam dann irgendwann der Guide auf mich zu und verlangte das wir absteigen sollten und nachdem mir Füße und Finger vor Kälte schon schmerzten, nahm ich meinen Rucksack und lief ebenfalls den Berg runter, im Schneckentempo allerdings. Weil vor uns ein älterer Herr nicht mehr in der Lage war einen sicheren Schritt zu tun, wurde er mehr oder weniger von zwei Sherpas den Berg runter geschleift.
Am Base Camp vorbei waren wir wieder alleine auf dem Weg runter und so langsam setzte bei mir Denkprozess ein, warum wir jetzt bis Manang absteigen müssen. Ich teilte Andreas meine Bedenken, so kurz vor dem Ziel nach Manang zu gehen, Eis Struktur sei Käse. Dies stieß erst auf taube Ohren, da Andreas schon abgeschlossen hatte. Nachdem uns immer wieder Leute und kleine Gruppen entgegen gekommen sind und wir immer wieder gefragt wurden, ob wir über den Pass kamen, erzählte ich immer wahrheitsgemäß, dass der Pass für die nächsten 3-5 gesperrt sei. Die letzte Gruppe welche fragte, waren 6 Engländer und so antwortete ich auf englisch und der Guide zeigte eine seltsame Reaktion, welche mir im Augenwinkel nicht entgangen ist. Kannte ich die Reaktion doch aus Indien noch zur genüge. Somit lies ich den Guide ins Messer laufen und sagte recht laut, so dass es Guide und Andreas auch hörte, das mehr Informationen der Guide haben würde. Die Reaktion, welche jetzt kam, überraschte mich total. Nach meiner Aussage drehten sich natürlich alle gespannt um. Ein Yak, was gleichfalls den Weg entlang trottelte blieb faziniert stehen. 18 Augen blickten nun auf den Guide (6 Engländer, Andreas, ein Yak und ich) der sich seiner Lüge ertappt fühlte und extrem aggressiv zurück schnauzte 'fragt doch irgendjemanden anderes auf dem Track, aber nicht mich. Fragt den Gastwirt auf dem HighCamp'. Letztes EisDie Engländer schauten mich wieder an, ich sagte nur 'ich weiß nur von den 5 Tagen', 12 Augen schauten wieder auf den Guide, das Yak glotze mich an und zog gelangweilt weiter, der Guide kochte und war knallrot im Gesicht, sagte aber nichts. Die Engländer wünschten uns einen schönen Tag und ich Ihnen viel Glück. Andreas sagte nichts, in ihm rattere es nun auch. Der Guide warf mir einen böses Blick zu, ich sagte nur auf deutsch 'erwischt'.
Nachdem wir nun aber an Ort und Stelle schon eine Stunde auf dem Rückweg waren, machten wir Rast und nahmen uns den Guide nochmal zur Brust sprachen ihn auf die Situation an, und nun war die Aussage plötzlich eine ganz andere, wir könnten nicht länger wie die 18 Tage machen, weil er keine Zeit dafür hätte, da er für den nächsten Track im Anschluss gebucht war. Das Reisebüro hatte uns in Deutschland was anderes versprochen, denn hier wurde versprochen, dass wir absolut flexibel verlängern könnten, wenn wir wollten, dies müssten wir nur vor Ort dann bezahlen und sei kein Problem. Das teilte ich so mit und Frühling in Manangder Guide wollte davon aber nichts wissen. Sowas wurde nie mitgeteilt. Das Thema ging auf die zwei Jokertage über, welche es aber laut Guide gar nicht gäbe. Ab dem Zeitpunkt musste ich die Diskussion verlassen und ging weg, da die Gefahr einer Watschen zu groß war. Andreas diskutierte dann noch mit ihm weiter - erfolglos. Er verstrickte sich immer mehr in seine Lügen und als er zum Schluss frech wurde und sagte es gäbe gar keine Jokertage, der Trail sei 18 Tage und nicht 16 Tage lang, denn er mache das seid 9 Jahren und solche Diskussionen hatte er noch nie gehabt, lies ihn auch Andreas stehen und lief auch Richtung Manang.
Andreas wollte die Diskussion auf den Abend verlegen, aber in Manang gäbe es keine Diskussionen mehr, da man dann wieder zwei - drei Tagesmärsche vom Pass weg wäre, entweder jetzt oder Abbruch. Mein Vorschlag war, den Guide in den Wind zu schießen und den high pass auf eigene Faust zu machen, aber da man nicht genau wusste wo der Träger mit unseren Sachen ist und wir nun die wirkliche Lage am Thorong La nicht kannten, hatten wir im Moment kaum andere Möglichkeiten und so konzentrierten wir uns drauf wie es weiter gehen sollte. Mein Vorschlag war abzubrechen, uns nach Pokhora, zum eigentlichen Ziel nach überschreiten des Passes, fahren zu lassen und von dort wie geplant auf eigene Faust weiter zu machen.
Je tiefer wir gekommen sind, desto wärmer wurde es, wärmer als wir es verlassen hatten war es in Manang geworden, so dass sich der Schnee deutlich zurückgezogen hatte und sich die Hauptstadt des Distrikt in einem satten lehmbraun präsentierte. Von Schnee war fast nichts mehr zu sehen und es viel auch richtig schwer sich an einzelne Wegpunkte zu erinnern, da jetzt alles ganz anders aus sah. Nach knappen 12 Stunden Wanderung sind wir dann im Hotel Budha 20 Minuten nach Manang angekommen und wir konnten die restlichen Sonnenstrahlen des Tages auf der Terrasse des Hotel bei lecker Schwarztee und einem guten Stück Käse genießen.
Als die Aussprache am Abend in Manang auch nur noch mehr sonderbare Widersprüche und Lügen zu Tage brachte und der Guide drauf bestand, um die 18 Tage voll zu machen, den ganzen Weg zurückzulaufen zu wollen, beschloss Andreas dann auch abzubrechen und teilte ihm mit das er uns nach Pokhora fahren Kino in Manangsolle und dann beenden wir die Zusammenarbeit. Frech meinte der Guide dann, das wir das Geld nicht erstattet bekommen würden. Auf diese weitere Provokation hatten wir nicht reagiert. Nach einem Telefonat kam der Guide zurück und meinte das mit dem Transport nach Pokhora sei okay und er würde die Differenz von 5000 NRP bezahlen, was das Taxi kosten würde....
Welche Differenz? Es wären eh noch zwei Taxifahrten nach dem Pass geplant gewesen, aber Andreas war da wieder zu weich gewesen und hätte das bezahlt. Da mir der Guide inzwischen sowas von Wurst war, rückte ich das Weltbild von Andreas gleich wieder zurecht.
5000 NRP ist für ein Nepali richtig viel Geld, und ein Guide wird auch nicht soviel verdienen, das er mal eben 5000 NRP aus dem Ärmel schütteln kann. Da ist doch auch schon wieder was faul, würde ich meinen... Andreas konnte ich für den Anfang zwar beruhigen, aber das die Sache bei Andreas noch nicht vom Tisch war, war mir klar.