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Gestern hatten wir einen Kochkurs erster Gangbei einer privaten Familie gebucht. Im Internet hatten wir etwas gesucht, da wir nur Halbtageskurse gefunden hatten. Das schien uns aber etwas kurz zu sein, angesichts dessen, dass die halbtages Kurse nur für 4 Stunden angesetzt waren und dabei noch ein Besuch auf dem Markt geplant war.
Ich fand letztendlich dann doch noch einen Kurz der ein ganztages Program hatte. Wir wurden morgens um 9 Uhr im Hotel vom Besitzer der Kochschule mit dem Taxi abgeholt und in die Kathmandu Hills gefahren, wo sich die Familie nachdem Erdbeben ein neues eigenes Domiziel gefunden hatte. Ein einfaches Gebäude mit Wellblechdach und eine einfach eingerichtete Küche erwartete uns. Darüber hinaus waren wir alleine, keine anderen Kursteilnehmer. GewürzeDie Tochter, welche ein super Englisch sprach, nahm uns freundlich in Empfang und versorgte uns erstmal mit frischem Masalla Tee, dessen Zutaten sie aber nicht so recht rausrücken wollte. Naja was soll, ich habe langsam soviele Rezepte im Kopf, dass wenn ich die alle mische, den ultimativen Masalla Tee zaubern könnte. Muahahaha.
Kaum hatten wir es uns am Küchentisch gemütlich gemacht und den Tee getrunken, verteilte die Tochter auch schon Kochschürzen. Daraufhin ging es auch sofort los. Auf dem Plan standen Daal Bhat, Rice Pudding, Sel Roti, Momos, Samosa, Paratha und Carrot Pudding.
Als erstes Gericht standen Momos auf dem Nepalesisch MörsernPlan, hier musste erstmal Kohl, Rettich, Kartoffel, Ingwer und eine Karotte gerieben und geschnitten werden, desweiteren musste für den Momo Dip noch Salz Chilli, Knoblauch und Ingwer in einem Art Mörser gemalen werden. Der Mörser bestand aus einem eiförmigen Flussstein mit 2 Kilo Gewicht, und einem flachen Stein mit einer Vertiefung. Alleine das Malen der Zutaten war schon wirklich anstregend, da der Stein nicht gerade leicht und etwas unhandlich war. Als die Tochter die Zutaten verteilte, fragte sie noch, ob wir eher scharf oder weniger scharf essen. In meiner Naivität sagte ich 'europäisch scharf'. Blöder Fehler, für jemanden der noch nie in Europa war..... Der Teig musste mir der Hand geknetet und ausgerollt werden, mit einer Tasse wurden runde Teigteile ausgestochen, mit der Menge eines Esslöffel mit Kohl, Rettich, Momos Soll Kartoffel und Karotte belegt und dann zusammengefaltet werden, mit mehr oder weniger guten Erfolg. Danach wurde diese 'Momorohlinge' gedämpft und waren danach verzehrfertig auf Tellern angerichtet worden.
Erstes Momo eingedippt, reingebissen und schon hörte ich einen Chor aus Englein singen. Holla die Waldfee war das scharf, der Tochter entging das nicht und fragte besorgt, ob dies zu scharf war. Mit glasigen Augen und schwacher Stimme nickte ich. Andreas verdrehte seine ebenfalls glasigen Augen und meinte das ist doch gar nicht scharf, kann man gut essen. Ähm ja ne is klar....
Irgendwann kam dann ihr kleiner Bruder reingeschlappt und wollte auch ein paar Momos haben. Als er einen Teller in Händen hielt, schaut er etwas skeptisch auf die Teils verunfallten Momos (schlecht gefaltet) und sah seine Schwester fragend an. Die sagte irgendwas auf nepalesisch worauf der Kleine mich anschaute. Ich wiederrum zeigte schnell auf Andreas ;).
Das Daal Bhat war schon Momos Istrecht umfangreich zu machen. Reis, Linsen, Ingwer, Chilli, Knoblauch, Blumenkohl, Kartoffel, Zwiebel, Tomaten, Spinat und eine Gurke. Die Linsen wurden in einem Dampfdrucktopf weich gekocht und mit verschieden Gewürzen wie Masalla oder Kurkuma gewürzt und Reis brauchte auch keine besondere Aufmerksamkeit. Der Blumenkohl und Kartoffel wurden gewürfelt, der Spinat geschnitten. Blumenkohl und Kartoffel wurde zusammen mit Chilli, Kurkuma, Kreuzkümmel im Wok gebraten. Der Spinat danach auch.
Für die Sosse wurden Tomaten gekocht und gehäutet, und zusammen mit Knoblauch, Chilli, frischem Koriander und Minze zu einer Paste verarbeitet.
Der zweite Gang war fertig zum Essen. Noch weitere fünf Gänge und Platze jetzt schon aus allen nähten. Worauf haben wir uns hier Gemüse reiben eingelassen?
Kurz vor der Mittagspause gabs dann noch Rice Pudding. Die Zubereitung war ganz einfach und schmeckte total lecker. Im Nachgang betrachtet, weiss ich nicht was mich geritten hatte, aber ich habe gleich dreimal Nachschlag geordert, ich hätte sicherlich noch ein viertes Mal geholt, aber leider war der Topf schon leer. Irgendwie hatte ich kurzfristig übersehen, dass noch vier weitere Gänge ausstehen und es äußerst unklug war, sich zu diesem Zeitpunkt den Magen vollzuschlagen.
Der nächste Gang war Sel Roti. Celebration CakeDas waren in Öl fritierte Kringel, welche auch Celebration Cake genannt wurden und nur zu speziellen Anlässen gemacht und serviert wurden. Dazu wurde ein Topf mit Öl erhitzt und mit der Hand (!) der flüssige Teig in das heisse Öl fliessen lassen. Die Angst vor dem spritzendem heissen Öl und mangelde Übung brachten alles zu Tage, nur keine Vernünftigen Ringe. Aber egal wie es ausschaut, schmecken muss es, und das hat es. Danach war ich pappsatt, aber es ging unerbittlich zum nächsten Gang.
Paratha waren recht einfach zu machen. Aus gekochten Kartoffel wurde ein normaler Klossteig mit verschieden Gewürzen gemacht und faustgrosse Kugeln geformt, welche mit Gemüse gefüllt wurden, unglücklicher Weise habe ich leider gerade vergessen aus welchem Gemüse die Füllung bestand. Ich werde dies Nachreichen, sobald ich das Rekonstruieren kann. Nachdem die Kugeln gefüllt waren, wurden sie ausgerollt und in einer Pfanne gebraten und zum Schluss schön mit Butterschmalz bestrichen.
Wer soll das alles essen, die Rezepte waren bisher alle für 4 Personen ausgelegt gewesen, und entsprechend bleibt nach jedem Gang immer mehr Samosa und Parathaübrig. Aber das ist noch ein interessantes Geschäftsmodel, der Tourist kommt, bezahlt, kocht und die Familie futtert am Abend das was über geblieben ist. Auch wenn es teilweise nicht soooo schön ausschaut :)
Auch wenn wir nichts mehr zu lachen hatten, beim Betrachten der Liste mit den noch zu kochenden Gerichten, war doch Samosa zu produzieren ziemlich lustig. Hier wurde wieder Teig ausgerollt, mit Gemüse gefüllt und sollte danach wieder zusammengefaltet werden. Zugeben das Falten war schon etwas fummelig, aber irgendwie sahen die Faltkünste von Andreas nicht so aus wie von der Tochter. wir haben da bestimmt jeder 10 von diesen Taschen gefaltet, und alle sahen anders aus :) irgendwann hat es dann die Tochter auch aufgegeben zu korrigieren. Scheiss drauf wie es ausschaut schmecken muss es. Ich habe ein Samosa und ein Paratha essen können, mehr war nicht mehr drin. Inzwischen schmeck eh alles gleich und ich werde nie wieder im Leben was essen können.
Das Schlusslicht Carrot Cakewar dann der Carrot Pudding, das Lieblingsessen der Tochter. 300 Gramm Karotten mussten gerieben und danach zusammen mit Milch, Zucker und natürlich reichlich Butterschmalz zu einem gehaltvollen Pudding verkocht werden. Irgendwie schaffte ich es noch eine ganze Portion zu verdrücken. Dann war es passiert, nein nicht meine Hose ist gerissen, sondern der Kochkurs war zu ende.
Die Tochter reichte uns noch ein Gästebuch worin wir uns noch Eintragen und auch die Kommentare der Anderen lesen konnten. Alle waren recht glücklich und einige welche auch einen Halbtageskurs machten, fanden den Tageskurs besser.
Ich war dann ganz froh, als das Taxi auch kurze Zeit später wieder vorfuhr und wir zurück ins Hotel konnten, ich musste dringend mal die Füsse hochlegen :)