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Die letzten Tage gingen echt an die Reserven, denn hier im Spitti Valley ist neben Internet- und Telefonknappheit auch Strom Mangelware. So ist unsere Powerbank fast leer und wir müssen das Blogschreiben etwas ausdünnen, sonst reicht der Strom nicht mehr für Andreas' IPhone und er kann keine Fotos mehr machen.
Eingangstor zum Key MonasterySeid wir im Spitty Valley angekommen sind waren wir in einem netten kleinen Hotel Rangrik in der Ortschaft Rangrik. Von der aus haben wir am nächsten Tag die Dörfer, Kibber, Langza, Hikkim, die Klöster in Komik und Ki besucht.
Am Abend waren wir dann wieder im knapp 1000 Jahre alten Ki Monastery, aber dieses mal zum Übernachten. Das besondere an Ki ist, dass man hier direkt in der Klosteranlage übernachten kann. So bekommt man hautnah den Tagesablauf der Mönche mit.
Wir sind gegen 15 Uhr im Kloster angekommen und ein Mönch hat uns dann erstmal unsere Zelle für die Nacht gezeigt. Nachdem wir unserer Gepäck abgelegt hatten führte er uns ins innere des Klosters in die Kerzenküchen, wo wir die obligatorischen Begrüssungscocktails in Form eines leckeren Masalla Tee einnehmen konnten. Die KerzenkücheDa immer noch Stromsperre war erhellte eine Kerze die Küche. So saßen wir zusammen mit dem Mönch im fast Dunkeln um einen Ofen und tranken den Tee, während der Mönch ein bisschen was über das Kloster und seine Bewohner erzählte. Die Küche war wirklich urig. In den Jahrhunderten wo hier in dieser Kerzenküche die Yakbutter verflüssigt wurde um für die Butterlampen vorbereitet zu werden, war alles in dem Raum pechschwarz vor Russ.
Nachdem wir den Tee getrunken hatten, führte uns der Mönch über schmale und enge Treppen auf das Dach des Klosters von wo wir einen gigantischen Blick auf das Tal hatten. Der Mönch musste wieder seinen Pflichten nachgehen und den anderen helfen Süßigkeiten und Kekse in einen riesigen Kessel zu schütten. Auf dem Dach des KlostersWir genossen indes den Ausblick und den Sonnenuntergang vom Dach aus. Als dann Wind aufkam und die Temperaturen gefallen sind, gingen wir zurück in den Klosterhof, wo die Mönche noch immer beschäftigt waren diesen Kessel zu füllen und Kreuze aus langen Grashalmen zu basteln. Einer erklärte uns, das der nächste Tag etwas besonderes sei, und und daher schon um halb fünf morgens die ersten Zeremonien anfangen sollten, und gegen acht Uhr fast alle Mönche zu einem Ausflug aufbrechen sollten. Irgendwann war der Kessel voll und eine paar Mönche schleppten ihn zusammen mit den Kreuzen aus Grashalmen in die Gebetshalle und schlossen die Türe ab.
Auf dem Dach von Key MonasteryAls alles verräumt war, trafen immer mehr Novizen im Klosterhof ein, holten aus einer Kiste einen Napf, wuschen in ab und verschwanden wieder. Alle Kinder trafen sich auf einem Dach eines tiefer liegenden Gebäude wieder ein und warteten auf das Abendessen, welches wenig später in Metalleimern herangeschleppt und verteilt wurde. Währenddessen wurden wir schon von einem Mönch gesucht, als er uns gefunden hatte brachte er uns in die Klosterküche.
Die Klosterküche war ein länglicher Raum, wo auf der einen Seite drei verrußte Fenster und Bänke waren, auf der anderen Seite eine Art Ofen, wo darunter offen ein Feuer brannte, dessen Rauch aus der Öffnung an der Decke entwich. Auf dem Ofen standen zwei riesige Töpfe, aus einem wurde immer wieder Suppe in die Metalleimer geschöpft, in den anderen wurde gerade Wasser gefüllt. Die Küche war ebenfalls vom offenen Feuer Ruß geschwärzt und roch nach lecker Rauchfleisch :).
Die ganzen älteren Mönche saßen in dieser dunklen Küche und löffelten ebenfalls Suppe.
Ausblick vom Dach ins TalDer Küchenmönch drückte uns ein Löffel und ein Schälchen in die Hand, deutete auf einen Metalleimer auf einem Tisch und meinte Self Service.
Mit einer Schöpfkelle schöpften wir uns die Suppe in die Schälchen. Die Suppe war eine dünne Kartoffelsuppe mit Erbsen, Tofu, ganzen Spinatblättern und etwas was ich nicht bestimmen konnte. Der Küchenchef kam mit einem Chillipulver um die Ecke und fragte Andy, ob er Chili möge, er verneinte und so ging er weiter und fragte mich, ich verneinte ebenfalls und schon hatte ich ne Ladung Chillipulver in meiner Suppe. Na besten Dank. Wenigstens blieb die Suppe halbwegs essbar.
Nachdem Abendessen drückte uns der Küchenmönch noch eine Thermoskanne mit heißem Wasser in die Hand, fürs Zähneputzen. So zumindest habe ich das verstanden.
Nachdem essen wurde es schnell ruhig im Kloster und nach und nach verschwanden alle Mönche in ihren Zellen. Es war kurz nach 20 Uhr, die Sonne schon längst untergegangen, es war über dem Kloster Nacht geworden und so sind wir auch in unsere Zelle.
Da noch immer kein Strom da war, erhellte nur eine rußende Kerze unser Nachtlager und als ich mir Wasser aus der Thermoskanne in einen Becher abzapfen wollte, ist mir nicht sofort aufgefallen, dass das Wasser eine komischen Färbung hatte. Als der Becher voll war bemerkte ich das, ärgerte mich kurz das es doch kein Wasser war und freute mich nun über einen leckeren Masalla Tee. Ich spuckte allerdings das Gesöff schnell wieder in den Becher, als ich merkte das kein Masalla sondern ein salziger Buttertee war. Arrgh.
Sonnenuntergang mit StreiflichtHelene weckte uns zuververlässig um kurz vor halb fünf, denn wir wollten bei der Morgenandacht dabei sein, aber man verwehrte uns den Zugang zur Gebetshalle, naja sind wir wieder ins Bett, auch recht.
Um kurz vor sieben Uhr war aber draußen wieder emsige Betriebsamkeit zu hören und wir sind wieder aufgestanden um nachzusehen. Alle Mönche rannten, schon wie am Abend zu vor, mit ihren Nämpfen durcheinander und dann alle Richtung Gebetshalle.
Als uns der Küchenmönch sah, meinte er, wir sollen unsere Becher holen und auch mit reingehen. In der Gebetshalle angekommen, belegten wir zwei Plätze am Rand und beobachteten fasziniert das Treiben, als Mönche mit Kannen voll Masalla Tee durch die Reihen gingen und wiederum Andere frittiertes Fladenbrot ausgaben. Zwischen drin wurde immer wieder ein Sprechgesang angestimmt. Eine sehr meditative Stimmung war das.
Als aber immer mehr Mönche in die Gebetshalle strömten, wurden wir kurzerhand wieder an die Luft gesetzt. Arrgh, behandelt man so seine zahlenden Gäste?
Die Bank mit den Fenstern der KücheWir haben es uns dann vor der Gebetshalle auf den Stufen bequem gemacht und nachdem mein Becher leer war kam ein Mönch mit einer Kanne vorbei und füllte den Becher wieder voll. Ich freute mich über soviel Service, bemerkte aber nicht die hellere Färbung des Tees. Zufrieden nahm ich einen großen Schluck und hätte wieder kotzen können, hatte ich schon wieder diesen Buttertee erwischt, der diesmal noch übler war, als der von gestern Abend. Auf mein Meckern wurde der Mönch, der uns gestern im Kloster aufs Dach geführt hatte, aufmerksam und meinte wir sollen doch in die Gebetshalle gehen. Na was nu rein oder raus?
Also sind wir wieder aufgestanden und nachdem in der Halle kein Platz mehr war, haben wir uns in den Vorraum zu den Jungmönchen (Alter 4-7 Jahren) gesetzt. Freche Blicke und Gelächter gingen in unsere Richtung, ich schnitt eine blöde Fratze zurück. Kinder .....
Knappe 20 Minuten kämpfte ich meinen Becher Buttertee halb leer, dann half mir Andreas und trank den Rest. Gott sei Dank. Kurz darauf schlich wieder ein Mönch durch die Reihen und fragte wer noch Chai Tee wollte, meine Zustimmung überhörte er schlicht weg. Aber ein aufmerksamer Jungmönch, orderte den Mönch zurück. Ich hielt meinen Becher hin und war so perplex als wieder diese trübe Brühe von Buttertee in meinen Becher floss, dass ich glatt vergessen habe stop zu sagen. So saß ich nun wieder mit einem frischen vollen Becher Buttertee da. Andreas raunzte rüber warum ich nicht stop gesagt hätte und dass er diesen Becher nicht trinken werde. Ich grinzte nur blöde und dachte mir dämlicher @&€#}{][%£$+*.
Der knapp 1000 Jahre alte KlosterherdWährenddessen kam auch der Kessel vom Vortag ins Spiel, als er von zwei Mönchen durch die Reihen getragen wurde und ein Dritter jedem ein Schälchen voll Süßigkeiten in eine Stofftasche schöpfte. Das sollte wohl als Wegzehrung für den Ausflug dienen. Irgendwann standen sie dann vor Andy und nachdem er kein Stofftäschchen hatte machte er mit seinen zwei Händen eine Schale, der Mönch überlegte kurz und schippte Andreas die Hände voll.
Ich weiß nicht mehr, worüber ich mehr lachen musste, über den Blick von Andy, der nun mit den Händen voll an getrockneten Früchten, Bonbons und Keksen da saß oder das Gesicht, welches Mönch machte als er seine Aktion überdachte. Ich kippte allerdings komplett vom Teppich, als der Küchenmönch das Missgeschick bemerkte und plötzlich am Reisverschluss von Andreas' Jackentasche rumfummelte und Andreas nur tatenlos zuschauen konnte, wir der Mönch in Begriff war, die Süßigkeiten dort abzufüllen. Von irgendwo kam dann plötzlich eine Stofftasche her und Andreas konnte die Süßigkeiten dort ablegen. Key Monastery auf dem HügelDann standen sie bei mir, schnell zog ich meine Jacke hoch und der Mönch kippte mir ein Schälchen Süßigkeiten in die Kuhle der Jacke. Irgendwer schippte mir dann aber eine ordentliche Ladung gepopptes Getreide ebenfalls in die Kuhle. Ich musste wohl ziemlich doof dreingeschaut haben, denn jetzt waren es die Novizen, die laut losgelacht haben. Ich habe dann meine Kuhle in Andreas Tüte geschüttet, dann hat jeder noch eine Packung Kekse bekommen.
Zum Glück war dann die Frühstückszeremonie zu Ende und wir wurden vom Strom der Mönche auf den Klosterhof geschoben. Als ich an der Waschstelle vorbei geschoben wurde, ist mir doch doch glatt mein Becher mit dem Buttertee umgekippt, ich Schussel... Konnte ich ihn dann wenigstens dann gleich waschen :-) war ja auch für was gut.
Schnell kehrte wieder ruhe im Kloster ein, als der Großteil der Mönche zum Ausflug aufbrachen.
Wir konnten uns dann noch etwas mit dem Küchenmönch unterhalten, eine großzügige Spender in der DonationBox ablegen und irgendwann stand dann auch wieder unser Fahrer da, der uns bestimmt zum nächsten Abendteuer fahren wird.