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Heute morgen wurden wir früh von einem Taxi abgeholt, welches uns die 30 Kilometer von Dharamsala nach Kangra bringen sollte, von wo aus der Zug nach Amritsar bringen sollte. Die Kangra Valley Bahn macht die 90 km vom Kangra nach Pathankot in schlappen 5 Stunden also genug Zeit um Land und Leute genießen zu können.
Idylle im MorgengrauenExakt 45 Minuten vor Abfahrt des Zuges öffnet der Schalter und die Tickets werden verkauft. Schön war, das kaum etwas los war und somit waren die Tickets rasch erstanden. Laut Plan sollte der Zug aus Pathankot als erster die Kangra Mandir Station passieren und ne halbe Stunde der Gegenzug. Da der Zug aus Pathankot reichlich verspätet war konnten wir noch schön und günstig Frühstücken, Kekse und Chaitee für 30 Rupee.
Als sich eine gewisse Betriebsamkeit bereitmachte fragte ich eine Passagier welche Zug kommen würde, dieser sagte aus Pathankot. Als schnappte ich mir meine Kamera, ging zum Ende des Bahnsteigs und wollte Fotos vom einfahrenden Zug machen. Komisch fand ich aber, das alle Wartenden eigentlich in die Falsche Richtung schauten nämlich in meine. Vollkommen missinterpretiert dachte ich, die Glotzen alle mich an als es hinter mir hupte und sich der Gegenzug nach Pathankot ankündigte. Shit und da kam er schon um die Ecke gefahren. Ich sprintete los und schrie schon Andreas, der in der Bahnhofshalle beim Gepäck wartete, das der Zug kommen würde.
Preisliste der Kangra Valley BahnJetzt haben wir ein Problem, als wir unser Gepäck hatten und zurück am Bahnsteig waren, war der Zug grad im Begriff anzuhalten und der Run auf die Türen eines Zug der schon voll war, ging los. Panisch dachte ich, das geht in die Hose und so checkte ich alles auf die Seite was vor mir war und zur wollte. Schreie, drängeln und panische Blicke jener die in den Zug wollten, und Flüche die aussteigen wollten, es zählte nur eines irgendwie in den Zug kommen. Egal wie. Die Türe hatte ich erreicht, die Hand am Zug und Andreas dicht hinter mit. Der kommt nicht mit, dachte ich, also ließ ich meinen Rucksack am Rücken hin und her wedeln und sprengte noch ein paar hartnäckige Inder beiseite um für Andreas mehr Platz zuschaufeln. Ich drückte mit aller Gewalt in dem Zug und war drin. Doch jedesmal als ich mich nach Andreas umdrehte, verlor der weiter Plätze und wurde immer weiter von der Tür abgedrängt. Mittlerer Weile war ich im Abteil und Andreas aus selber Höhe nur draußen. Der Zug hupte zur abfahrt.
Scheisse und nun? Plötzlich änderte sich aber das Bild, da nun alle Passagiere ausgestiegen waren, war genug Platz im Abteil geworden, so dass der Rest in Ruhe einsteigen konnte.... Ohne Panik, ohne kratzen, beißen und schreien. Arrgh..
StationsschildMeinen Sitzplatz, habe ich freundlicher Weise an Andreas abgegeben und mich selber in die Türe gesetzt. Nach zwei Stationen bin ich auf die Idee gekommen, beim Lokführer zu fragen, ob ich nicht auf der Lok mit fahren konnte, etwas skeptisch stimmte er dann aber bis zur nächsten Station zu.
Die Arbeit der Lokcrew war nicht ohne. Der Huper war für die akustischen Signale zuständig, wie etwa Abfahrt und Kurven, denn der Lokführer hatte alle Hände damit zu tun, den Zug auf dem Gleis zuhalten und genau die Geschwindigkeit zu dosieren, so das sich der Zug durch die schlechten Gleise nicht zu sehr aufschaukelte. Eine halbe Stunde ging die Fahrt mit 15-22 km/h zur nächsten Station. Dort gefror mir beim Anblick das Blut in den Adern. Da standen ziemlich viele Menschen, die in den eh schon vollen Zug wollten. Ich verabschiedete mich vom Lokführer und rannte zum Abteil wo eine Traube vor dem Wagen stand. Das Abteil war definitiv voll, bei den anderen sah es nicht besser aus. Die Lok hupte, der Zug fuhr los, mir blieb nichts anderes übrig, als die Fahrt in der fünften Klasse fort zu führen. Der Zug fährt einIch griff den Handlauf hüpfte mit einem Fuß aufs Trittbrett und fuhr aussen am Zug weiter. Es hatten fünf Leute auf dem Trittbrett platz. Je näher wir Pathankot kamen, desto mehr Leute hingen dort und desto weniger Platz war da. Ich erreichte mit dem Platz einer halben(!) Ferse Pathankot, hatte aber das Glück, dass ich nicht in dritter Reihe am Zug hing. Aber die vier Stunden haben außen am Zug hatten mir gereicht, das schlimmste waren die Brücken. Da die Bahn auf Schmalspur fährt, sind die Aufbauten breiter als die Spur und somit ist auf den Brücken unter einem nichts mehr außer die 200 m freier Fall nach unten, sollte man abrutschen.
Ich hätte Andreas erwürgen können, als er nachdem aussteigen meinte, die Fahrt sei so ungemütlich gewesen, er nicht gescheit hätte sitzen können weil das Abteil so voll war.
Das schlimmste war aber dann die Fahrt von Pathankot nach Amritsar. Unreserviert in der unklimatisierten dritten Klasse, welche absolut überfüllt war. Die drei Stunden Fahrt bei knapp vierzig Grad Celsius, stehend und dicht gedrängt war die pure Folter. Durch die offenen Abteiltüren wäre zwar Fahrtwind gekommen, aber die wurden weiteren Indern verstopft immer wieder zugestiegen sind. Uns lief der Schweiß in Strömen runter. Ich verstehe nicht, wie der Inder hier nicht ins schwitzen kommt
Nach vier Stunden Fahrt außen am ZugIn Amritsar dann selbes Bild wie in Kangra. Fünf Minuten bevor der Zug in den Bahnhof einläuft stürzt innen alles panisch zu den Türen.
Der Zug läuft ein den Bahnhof ein, die ersten springen vom Zug ab, der Rest drückt nach, von außen springen die ersten auf den Zug auf, kommen aber nicht rein, weil Gegendruck da ist.
Der Zug kommt zum stehen noch mehr Leute springen auf, werden aber von den anderen außen wieder runtergerissen.
Von innen drücken die Leute nach draußen, von draußen drücken sie nach drinnen. Schreien, Schläge, Kratzen, Drücken, der Erste ist drinnen, der Druck von hinten erhöht sich, an der Türe verlieren welche den Halt und fallen raus. Ruckartig wird Platz und mehr Leute drücken drinnen. Langsam komme ich zur Türe, Leute von draußen Drücken rein. Ich verliere kurzzeitig die Orientierung. Als ich aussteigen wollte verkeilt sich ein Inder zwischen mir und dem Türrahmen. Nix geht mehr, wir stecken fest. Durch den Druck von hinten verkeilt sich der Inder immer mehr, vor mir eine Meute schreiender Inder die in den Zug wollen, einer versucht auf mich zu klettern. Ich hebe ruckartig mein Knie und trete im die Weichteile. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rutschte er an mir runter. Plötzlich wurde ich an den Armen gepackt und dran gezogen. Überfüllte dritte KlasseEs war Andreas der versuchte mich zu befreien, je mehr Andy zog, desto mehr knirschte der Inder neben mir. Ich befreite meinen zweiten Arm und versuchte mich am Türstock abzudrücken. Das rhythmische Ziehen am Arm zeigte Wirkung und ein erneutes Abstoßen am Türstock befreite mich ruckartig aus der Lage, aber nicht ohne das mein Ellenbogen einem weiteren Inder einen ordentlichen Schlag ins Gesicht bescherte.
Nachdem wir aus dem Gefahrenbereich waren spitzte sich die Sache dramatisch zu und ein Handgemenge an den Türen setzte ein, als ein paar Inder versuchten über die Fenster in den Zug zukommen und damit auch erfolgreich waren.