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Nach einer wenig erholsamen Nacht, diese Luftverschmutzung setzt mir solangsam richtig zu, hatten wir unsere Sachen gepackt, gefrühstückt und uns auf den Weg zum Bus gemacht. Heute stand auf dem Plan von Dharamsala bis nach Manali zu kommen, ein sportliches Vorhaben. Wie sportlich sollte sich allerdings noch zeigen.
An Indisches Taxider Busstation wurden wir wegen einem Busticket erstmal von einem zum Anderen geschickt, weil ja jeder was zu sagen, aber keiner Ahnung von nix hat. Letzten Endes hatten wir uns ein Taxi mit Einheimischen geteilt. Das Taxi hatte regulär Plätze für neun Leute, aber es ist Indien, man fährt doch nicht halbvoll los. Bei der Abfahrt waren wir dann 13 Personen, exklusive Fahrer. Mit einem straffen Tempo fuhr er den besseren Feldweg den Berg runter bis nach Dharamsala City, von wo aus der Bus nach Kangra weiterfuhr, den wir auch gerade noch so bekommen haben.
Der Bus war ein Lokalbus, der seine besten Tage schon vor Lichtjahren hatte, dass das Ding überhaupt noch fuhr war ein Wunder, denn die Bremsen quietschen fürchterlich, beim Überholen sprang der vierte Gang immer raus und im Bus roch es verdächtig nach Abgase. An dieser Stelle möchte ich mal erwähnen, das Indien kein Verkehrsproblem hätte, würden sie mal den europäischen TÜV einführen, denn 80% der Fahrzeuge würde sofort rausfliegen.
Der Skeptischer Blick im BusBus fuhr eine Stunde die knapp 40 Kilometer nach Kangra. Dort bei der Bushaltestelle angekommen, fragten wir uns durch, wie man am besten zum Bahnhof käme. Die Beschreibungen waren verwirrend. Im Endeffekt wusste jeder was und wie üblich dies keiner richtig, Aussagen und Gestigen stimmen hier nie überein. Nachdem wir 6 Leute gefragt hatten, hatten wir 4 Richtungen, zwei davon waren bis auf die Entfernung identisch. Also haben wir uns eine Rikscha genommen, waren uns aber nicht so ganz sicher, ob der Fahrer uns verstanden hatte. Wir hatten den Preis verhandelt und sind losgefahren, Holzbrücke mit morschen Bohlennach 20 Minuten setzte er uns irgendwo in der Pampa, inmitten von alten Wellblechhütten ab und deute in eine Richtung und hat sich aus dem Staub gemacht. Ich habe weit und breit nicht mal einen Anhaltspunkt für Bahnbetrieb oder Bahngelände gesehen, also sind wir mal losgelaufen und haben uns weiter durchgefragt. Aber alle zeigten immer in eine Richtung, das war dann doch einmal ein gutes Zeichen. Nach 30 Minuten Fussmarsch durch winzige Gäschen, über eine wacklige Brücke mit morschen Holzblanken und vorbei an irritiert dreinschauenden Einheimischen sind wir tatsächlich an der Bahnstation Kangra Mandir angekommen. Das hätten wir nie und nimmer zu Fuss von der Bushaltestelle aus gefunden. Nicht bei den wirren Beschreibungen.
Stationsschild der Kangra Valley BahnAn dieser Station ist schon sehr lange die Zeit stehen geblieben. Das einzig moderne war der Fahrkartendrucker des Stationsvorsteher, auf den wir gleich zugesteuert sind. Ein kauziger und weissbärtiger Mann mit schlechtem Englisch, aber sehr sehr freundlich und überaus bemüht uns zu helfen. Auch hier gibt's Karten für den Zug erst wieder kurz vor der geplanten Abfahrt und nachdem unser Zug erst um 15:05 abfährt hatten wir noch 3 Stunden Zeit und setzten uns in den Wartebereich des Bahnhofs, wo uns die Einheimischen mit verschieden Gesichtsausdrücken wie Neugier, Angst, Entsetzen, Argwohn oder purer Belustigung beglückten. Der Wartebereich bestand verschiedenen Bänken und Deckenventilatoren von den aber einer kaputt war und zwar genau der unter dem wir gesehen sind. Als der Bahnhofsvorsteher den Ticketschalter schloss und durch Wartehalle gelaufen kam, bemerkte er das wir unter dem defekten Ventilator sassen und machte sich gleich dran den Ventilator in Gang zubekommen, zwar ergebnislos, aber dennoch nette Geste. In der nächsten halben Stunde schlich er immer wieder rum beobachtete uns aus der Ferne.
Bahnsteig mit Bahnhofsgebäude Als dann der Gegenzug sich auf dem Gleis ankündigte und ich Fotos erst vom Zug und dann vom Ticketschalter machte stand er plötzlich hinter mir. Er war total begeistert davon, das ich seinen Schalter ablichtete und so musste ich ihm alle Bilder zeigen, die ich gemacht habe. Dann wollte er genau wissen welche Ausrüstung ich habe und ob ich eine Pocketcam habe. Ich zeigte ihm mein Nokia N8 und überrascht über das Ding mit der Glasscheibe, war er total entzückt als das Display aufblitzte als ich es einschaltete und fassungslos als ich die Kamerafunktion aktivierte.
Ich drückte es ihm in die Hand und die Entzückung wich der Angst. Irgendjemand schrieb mir dann in dem Augenblick eine whatapp Nachricht und das Handy spielte den UFA Gong ab. Das war dem Vorsteher wohl dann zuviel und er drückte es mir wieder schnell in die Hand.
Um halb drei hatten wir unsere Tickets, je 25 Cent für 70 Kilometer Zug und mit einer kleinen Verspätung von 40 Minuten fuhr ein voller Zug in den Bahnhof ein und alles stürzte auf die Türen. Ich checkte einen kleinen dicken Inder grob beiseite, der meinte sich reindrängeln zu müssen, und das war unser Glück, sonst wäre Andi wahrscheinlich nicht mehr reingekommen. Er hing noch so halb in der Tür als der Toytrain mit Doppeltraktion zügig losfuhr. Eine romantische Zugfahrt mit einer Schmalspurbahn stell ich mir dann doch bisschen anders vor. So standen wir dicht an dicht gedrängt im Abteil, ich neben dem AbteilWC und hätte einer geniesst wäre Andi wohl aus dem Abteil gefallen, denn das Luftholen hätte kostbaren Platz gebraucht. Mit einer unbedachten Handbewegung, ich wollte mir den Schweiss von der Stirn wischen, öffnete ich die Tür zum WC, welche durch den Druck der Menschen sofort aufsprang und feuchtwarmer Toilettenduft ins Abteil zog.
Durch den fehlenden Widerstand der Türe wurde ich in die Toilette abgedrängt und ich hatte alle Mühe damit mich gegen die Menschen zu stemmen um die Türe wieder ins Schloss zu ziehen, aber nicht zu weit, sonst wäre Andreas rausgepurzelt. Als die Türe nach einigen Versuchen dann doch endlich ins Schloss schnappte, war ich durchgeschwitzt. Glücklicherweise ist aber mit jeder Station immer etwas mehr Platz im Abteil geworden und irgendwann hatten wir sogar einen Sitzplatz am Fenster und konnten die Fahrt geniessen.
Baijnath Paprola Station Der schönste Teil der Strecke ist aber zwischen Baijnath Paprola und Joginder Nagar, in Baijnath wird der Zug gekürzt und nur noch eine Diesellok angehängt. Desweiteren verlassen dort auch 98% der Fahrgäste den Zug und wir sassen zu dritt im Waggon.
Weiter ging's dann mit maximal 30 Km/h und somit brauchte der Zug für die letzten 23 km gute 90 Minuten. Aber die landschaftliche Kulisse ist traumhaft, vorbei an Wiesen und Felder, durch Tiefe Schluchten und kerzengeraden Strecken, wo aber der Zug immer wieder Geschwindigkeit rausnehmen muss, da sich die Waggons durch die schlechten Gleise stark aufschaukelten. Impressionen im SonnenuntergangUnd immer im Hintergrund die Ausläufer des Himalaya mit seinen weissen Flanken. An Strecken mit Steigung bleibt der Zug trotz Vollgas immer wieder fast stehen, auch in einigen sehr engen Kurven hatte die Lok mühe den Zug in Bewegung zu halten. An einer sehr engen Kurve die nach einer Steigung kam, blieb der Zug in der halben Kurve stecken. Der Lokführer lies die den Zug zurücksetzen und versuchte es nochmal. Nach dem dritten Versuch, schaffte die Lok dieses Hinternis und wir tuckelten weiter. Bei Dunkelheit war dann in Joginder Nagar die Endstation erreicht und die traumhafte Fahrt zu Ende.
Da der Post aber nun zu lange werden würde, denn die Ereignisse sollten sich auf der weiteren Etappe bis Manali nochmals überschlagen gibt's einen zweiten Teil.