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Nachdem wir nun in der Dunkelheit in Joginder Nagar mit gewaltiger Verspätung von über 60 Minuten angekommen waren, machten wir uns gleich auf zur Busstation, Bus nach Mandifanden sie aber nicht gleich und so fragten wir die örtlichen Taxifahrer was die 235 km nach Manali kosten würden. Die Preisspanne von 3000 bis 4500 Rupien war extrem und nach weiteren Preisnachfragen standen wir dann aufeinmal doch vor der Busstation. Von hier aus fuhr zwar an dem Abend kein Bus mehr nach Manali (jener Bus war vor 30 Minuten abgefahren), aber wohl einer der die 110 km bis Mandi fahren würde und dieser auch schon bereit für die Abfahrt war.
Wir mussten nur das Gepäck auf den Dachträger, also hinter dem Bus die Leiter hoch aufs Dach und Gepäck abgelegt. Auf weitere Gepäcksicherungen hatten wir nicht mehr geachtet, da wir der Überzeugung waren, da würde eh noch eine Plane darüber gezogen werden. Kaum sassen wir im Bus, fuhr dieser auch schon Richtung Mandi los. Mit einem Affenzahn ging es über die unbefestigten Serpentinen einen Berg hoch und wurden dabei, auch ohne Bremshügel, ordentlich durchgeschüttelt. Irgendwann warf Andi die Frage auf, ob ich jemanden am Dach gesehen hätte. Da ich auch nicht aufgepasst habe, lies ich die wenigen Minuten nach dem Ablegen des Gepäcks und der Abfahrt Revue passieren und wir sind beide zum Entschluss gekommen, dass keine Zeit für einen Mitarbeiter gewesen wäre, die Ladung zu sichern. Wir waren dann der Ansicht, wenn die Strasse so bliebe, würde das Geschaukel dem Gepäck wohl nichts anhaben können. Aber die Strasse blieb nicht so und wurde schlimmer.
Nach zwei Stunden hatten wir eine Pause und ich kletterte auf den Bus. Hmm und was musste ich sehen? Nix. Nix war abgedeckt, die Rucksäcke waren immer noch so gelegen, wie wir sie in Joginder Nagar abgelegt haben. Nachdem aber an dem Tag alles so schön glatt lief, behielt ich diese Neuigkeit für mich und erzählte Andi das die Rucksäcke weg seien. Andi kaufte mit das sofort ab. Komisch, denn eigentlich ist er nicht so leichtgläubig, zumindest nicht mir gegenüber.
Reifenpanne auf dem WegDie Strasse war nicht schlimm genug für das Gepäck, aber wohl für einen unserer Reifen, denn 20 Minuten nach der Pause hielt der Bus auf freier Strecke an und lautes Geschnatter mit Handyleuchten in Richtung Reifen zeigte an, das jetzt was nicht stimmte. Was wir aber erst nachdem aussteigen gemerkt haben war, dass wir genau vor einem Reifen Reparatur Service gehalten haben und sich ein Mitarbeiter im Dunkeln schon dran gemacht hatte die Radmuttern zu lösen.
Ich schnappte mir meine DynamoLEDTaschenlampe, ging raus und leuchtete dem armen Mitarbeiter, der nun schneller voran kam. Der hintere innenliegende Doppelreifen war platt und als er äusseren Reifen, aus dem schon das Metallgeflecht an einigen Stellen schaute, abgenommen hatte, war drunter der platte Reifen zu sehen, erstaunlich, das der überhaupt noch Luft gehalten hatte. Profil Fehlanzeige, Herstellungsdatum 2003, wahrscheinlich ein Reimport aus Deutschland, der wohl damals noch zu gut für eine Weiterverarbeitung in Deutschland war.
Reifenreparatur Service Mit geübten Handgriffen wurde der Mantel von der Felge geholt und der Schlauch inspiziert und schnell ein Loch ausgemacht, welches abenteuerlich gestopft wurde. Es wurde noch aus einem anderen Schlauch ein Polsterstück ausgeschnitten und auf der geflickte Stelle zum Schutz positioniert. Mit schnellen Handgriffen wurde wieder alles im profillosen Mantel untergebracht, wieder aufgepumpt und am Bus montiert. Danach setzte sich der Bus in Bewegung, der nun versuchte die 40 Minuten wieder reinzufahren.
Der Reifen hatte die Fahrt gehalten und somit sind wir um 23:15 in Mandi Bus Station angekommen. Ein einheimischer meinte es würde alle 10 Minuten ein Bus von Mandi nach Manali fahren. Mitten in der Nacht?
Ja so war es, es war zwar kein Bus sondern ein Taxi, welches aber die gleiche Rate wie der Bus kostete. Busbahnhof in MandiSchnell war das Taxi mit weiteren Einheimischen voll und es ging die Fahrt von knapp 120 km für 120 Rupien pro Nase los.
Der Taxifahrer war ein ganz komischer Kautz. Gesagt hat er irgendwie nix, fahren konnte er überhaupt nicht. Auf gerader Strecke konnte er das Taxi nicht in der Spur halten, fuhr Schlangenlinien und die Kurven fuhr er auf der falschen Strassenseite.
Also ich habe ja nie Probleme, egal wie widrig die Beförderungsmethoden auch bisher waren, aber da wurde mir echt übel. Hinzu kam dann auch noch die Tatsache, dass er so eine komische japanische Musik gehört hat. Die hatte sich so angehört, als wenn sich eine Katze in einem Zimmer mit Schaukelstühlen befinden würde. Am Anfang der Fahrt fand ich diese Art von Musik noch ganz gut aber als sich die diese 5 Lieder wiederholten ging mir diese Musik gewaltig auf den Zeiger und je weiter die Zeit voran Schritt, desto ungehaltener wurde ich. Ungeniert hat der Fahrer die für ihn schönsten Stellen der Musik immer schön laut gehört. Als dann Andreas anfing die Grausamkeit der Musik runterzuspielen, sah ich schon ne Schlagzeile in der Süddeutschen Zeitung. Massenmord im Taxi nach Manali - ein Deutscher festgenommen.
Am Ortseingang von Manali fragte der Fahrer wo wir hin müssten und Andy meinte zum Ortskern. Dort dann angekommen, hielt er an, stellte den Motor ab, öffnete die Türe und lies uns aussteigen. Als er das Geld bekommen hatte warf er den Motor an und fuhr weg. Das alles kommentarlos.
Da standen wir nun um 2 Uhr morgens, mitten in einem verlassen Dorf, wo bis auf die Strassenlaternen nichts beleuchtet war. Wir liefen durch die menschenleere Fussgängerzone und waren wenig später von nicht weniger als 20 Hunden umringt, welche aufgeregt um uns rumrannten, bellten und einige auch knurrten. Am anderen Ende der Fussgängerzone angekommen, fanden wir ein Hotel, wo im inneren ein schwacher Lichtschimmer auszumachen war und klopften an die Tür. Der verschlafene Nighty öffnete die Türe, musterte uns und meinte abfällig sie seien hier das Grand Hotel am Ort. Zimmer kosten 3900 Rupie für die Nacht, welche schon fast rum war. Das war uns dann doch bissl zuviel für vielleicht 5 Stunden Schlaf. Abfällig meinte er dann, gegen über sei ein Guesthouse, sollen wir doch dahin gehen.
Jenes Guesthouse hatte natürlich zu und so irrten wir weiter im dunklen und im 8 Grad kalten Manali auf der Suche nach einer Unterkunft rum.